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Zitronenschale - Citri pericarpium

Stammpflanze: Citrus limon (L.) BURM. f. / Zitrone [Fam. Rutaceae / Rautengewächse]. Synonyme: Citrus medica L. ssp. limonum (RISSO) WIGHT. et ARN., Citrus limonum RISSO, Citrus limon BURM. Dt. Synonyme: Citronapffel, Citronenbaum, Judenäpfel, Limone. Englisch: Lemon.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Wie die meisten Citrus-Arten ist auch die Zitrone ein Strauch oder ein kleiner, bis 10 m hoher immergrüner Baum. Die Rinde der Äste ist oft rötlich überlaufen. Die bis 16 cm langen Laubblätter besitzen einen etwa 1 cm langen, berandeten oder schwach geflügelten Stiel. Die Blattspreite ist etwas ledrig, spitz und meist unregelmäßig drüsig gekerbt-gezähnt. Die mittelgroßen Blüten entspringen einzeln oder in armblütigen Trauben in den Blattachseln. Die leicht abfallenden Kronblätter sind innen weiß und außen rötlich. Die eiförmige bis eikugelförmige, dünnschalige, gelbe, selten auch grüne Frucht besitzt eine rauhe, grubige Oberfläche und an der Spitze meist einen zitzenförmigen Fortsatz. In den acht bis zehn Fruchtfächern befinden sich zahlreiche Samen.

Verbreitung: Die Zitrone ist eine uralte Kulturpflanze, deren ursprüngliche Heimat unbekannt ist. Kultiviert wird sie nahezu weltweit in tropischen und subtropischen Regionen der Erde. Wichtigste Anbaugebiete sind das Mittelmeergebiet, Israel, Indien, Kalifornien und Florida, Mexiko, Argentinien und Ecuador.

Droge: Die getrocknete äußere Schicht der Fruchtwand von ausgewachsenen, jedoch nicht völlig reifen Früchten.

Beschreibung der Droge: Etwa  2 bis 3 mm dicke Stücke. Die Außenseite ist bräunlichgelb gefärbt und durch zahlreiche eingesunkene Sekretbehälter grubig punktiert, die Innenseite weißlich.

Geruch und Geschmack: Kräftiger, relativ eigenartiger Geruch und schwach bitterer, würziger, leicht säuerlicher Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Limonenschale. Englisch: Lemon peel. Lateinisch: Cortex Citri fructus, Cortex Limonis, Epicarpium Citri, Flavedo Citri.

Herkunft: Drogenimporte erfolgen hauptsächlich aus Spanien, daneben auch aus Afrika und von den Karibischen Inseln.

Gewinnung der Droge: Die Zitronen werden meist spiralförmig abgeschält, so dass Spiralbänder resultieren. Seltener erfolgt das Abschälen größerer Stücke.

Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl: Gehalt 0,2 bis 0,6 %. Hauptkomponenten sind R(+)-Limonen und (1S,2R,4R)-(+)-Limonen-1,2-epoxid, für den Geruch maßgeblich verantwortliche Komponenten Neral und Geranial. Weitere Bestandteile des Öls sind u. a. α-Pinen, ß-Pinen, Camphen, Caryophyllen und ß-Phellandren. Flavonoide: Insbesondere Glykoside des Hesperetins und des Naringenin, darunter Naringin, Eriocitrin, Hesperidin und Diosmin, ferner auch einige seltene Verbindungen wie z. B. Limocitrol, Isolimocitrol und deren Glykoside. Weitere Bestandteile: Zitronensäure und andere Pflanzensäuren, reichlich Pektine und zahlreiche Carotinoide. Ferner wurden bei aus bei der Reinigung von Citrus-Ölen anfallenden Rückständen drei Cumarine und zehn Furanocumarine isoliert, darunter u. a. die bisher unbekannten Verbindungen Oxypeucedaninmethanolat, Meranzinhyrat und Dihydroxybergamottin.

Wirkungen: Entsprechend älterer Literaturangaben soll die Droge eine Wirkung auf das Zentralnervensystem ausüben, die durch eine anfängliche Erregung gefolgt von Depression und Schläfrigkeit charakterisiert ist. Weiterhin wird Zitronenschale eine antibakterielle Wirkung und eine Verringerung der Permeabilität der kleiner Blutgefäße zugeschrieben. Wirksamkeitsbelege aus neuerer Zeit fehlen. Infolge des Gehalts an ätherischem Öl sowie an Flavonoiden mit bitterem Geschmack ist zu erwarten, dass die Droge eine vermehrte Ausscheidung von Verdauungsenzymen bewirkt und somit eine den Appetit steigernde und die Verdauung fördernde Wirkung resultiert.

Anwendungsgebiete: Als appetitanregendes und verdauungsförderndes Mittel sowie bei Venenerkrankungen.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: Innerlich bei Übelkeit und Bluthochdruck sowie als schweißtreibendes Mittel, Entgiftungsmittel und Lebertonikum, äußerlich bei Hühneraugen. Eine Wirksamkeit ist für keine der hier genannten Indikationen erwiesen.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Infolge des Gehalts an Furanocumarine ist, insbesondere bei hellhäutigen Personen, Photosensibilisierung mit nachfolgenden phototoxischen Reaktionen der Haut nicht auszuschließen.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Die Tagesdosis beträgt etwa 1 g Droge. Die Anwendung erfolgt in der Regel in Kombination mit anderen Drogen in Form so genannter Früchteteemischungen. Eine Teebereitung ist weniger gebräuchlich, kann aber durch Aufgießen eines Teelöffels mit 1/4 Liter kochendem Wasser und 10- bis 15-minütigem Ziehen hergestellt werden (2- bis 3-mal täglich eine Tasse trinken). Zur Behandlung von Hühneraugen wird ein Stück Zitronenschale aufgebunden.

Sonstige Verwendung: In der Pharmazie werden Zitronenschalen und das aus ihnen gewonnene ätherische Öl häufig als Aromamittel verwendet. In der Lebensmittelindustrie nutzt man Zitronenschalen zur Herstellung von Erfrischungsgetränken sowie gleichfalls als Aromamittel.


Bilder:

Die Zitrone ist in der Regel ein kleiner, immergrüner Baum (s. Abbildung links), der im Mittelmeergebiet häufig kultiviert wird und nahezu während des gesamten Jahres Früchte trägt. Die Früchte sind aufgrund ihrer Farbe zugleich das auffälligste und weithin sichtbare Erkennungsmerkmal der Pflanze (Abbildung rechts oben). Doch nicht nur ihre Farbe macht sie so unverwechselbar, denn auch ihre Form im allgemeinen und der zitzenförmige Fortsatz an der Spitze sucht ihresgleichen (s. Abbildung rechts unten).


Literatur: Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis, Vollständige (Vierte) Neuausgabe, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York 1969 - 1979; Kaufhold P, Zitronenbaum, Naturheilpraxis 2004, Heft 5, S. 686-691; Körn A, Jerz G, Winterhalter P, Isolierung von Cumarinderivaten aus Citrus limon mittels High-Speed Counter Current Chromatography (HSCCC), Lebensmittelchemie 58 (2004): 21; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; Wichtl M (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002.


© Thomas Schöpke