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Koriander - Coriandri fructus [Ph. Eur. 7.0 (01/2008: 1304; korrigiert: 6.0)]

Stammpflanze: Coriandrum sativum L. / Koriander [Fam. Apiaceae / Doldengewächse]. Synonyme: Coriandrum diversifolium GILEB., C. maius GOUAN., C. globosum SALISB., Cuminum cyminum WALLICH nec L., Selenium coriandrum E. H. L. KRAUSE; Dt. Synonyme: Gartenkoriander, Klanner, Schwindelkraut, Stinkdill, Wanzendill. Englisch: Coriander.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Ein- bis zweijährige Pflanze, die im Durchschnitt 20 bis 70 cm hoch wird und einen typischen Geruch aufweist, der von Mitteleuropäern zuweilen als unangenehm und wanzenartig empfunden wird. Die Wurzel ist dünn und spindelförmig, der Stengel aufrecht, beblättert, rund und oberwärts ästig. Die Farbe der Laubblätter ist hellgrün. Die Grundblätter sind langgestielt. Ihre Form reicht von ungeteilt über eingeschnitten gekerbt und 3lappig bis 3schnittig. Die Stengelblätter sind zunehmend stärker geteilt: die unteren 1- bis 2fach fiederschnittig, die mittleren und oberen 2- bis 3fach fiederschnittig mit entfernten und spreizenden, linealischen bis fast fädlichen, meist ganzrandigen, spitzen Zipfeln und ebensolcher Spindel. Die Dolden sind 3- bis 5strahlig, langgestielt und zu Doppeldolden vereinigt, die entweder keine oder nur eine nur aus einem unscheinbaren Blatt bestehende Hülle aufweisen. Das aus 3 sehr schmalen, fädlich-pfriemlichen, in einer Haarspitze auslaufenden Blättern bestehende Hüllchen ist einseitswendig. Kelchblätter sind vorhanden, wobei die beiden äußeren bedeutend länger als die drei inneren sind. Die Kronblätter sind weiß oder rötlich. Ihre Form ist je nach Lage der Blüte in der Dolde unterschiedlich: Die äußeren Blüten sind strahlend mit zwei größeren, äußeren Kronblättern, die symmetrisch tief zweispaltig sind, die inneren Blüten nicht strahlend mit kleinen, nahezu gleich gestalteten Kronblättern, die nur schwach ausgerandet sind. Die braune bis strohgelbe Frucht ist kugelig. Ihr Durchmesser beträgt 1,5 bis 5 mm und die Teilfrüchte sind nur schwer trennbar. Der Griffel ist verlängert, ca. 2 mm lang, gerade und etwa 2- bis 3mal so lang wie das Griffelpolster.

Verbreitung: Natürliche Vorkommen sehr selten. Verwildert als Unkraut in Ackerflächen durch Saatgutverunreinigung sowie in Nähe von Lagerhäusern, auf Bahnhofsgelände und auf Schuttplätzen im gesamten Mittelmeergebiet, Mittel- und Osteuropa, Ostasien, Nord- und Südamerika.

Droge: Die getrockneten, reifen Früchte von Coriandrum sativum L. mit einem Mindestgehalt an ätherischem Öl von 3 ml/kg (entspr. 0.3 %) bezogen auf die getrocknete Droge.

Beschreibung der Droge: Die Früchte bestehen aus den zwei meist fest zusammenhängenden Teilfrüchten und besitzen eine gelblichbraune Farbe. Ihre Form ist mehr oder weniger kugelig und ihr Durchmesser beträgt etwa 1,5 bis 5 mm, bei ovalen Formen bis 7 mm. Der Griffelrest ist noch vorhanden und die Oberfläche kahl und glatt. Es sind 10 geschlängelt verlaufende Hauptrippen erkennbar, die allerdings nur wenig hervortreten. Ferner sind 8 bis 10 gerade, deutlicher hervortretende Nebenrippen erkennbar.

Geruch und Geschmack: Charakteristischer (unverwechselbarer) würziger Geruch und Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Koriander, Koriandersamen, Schwindelkörner, Schwindelkrautsamen, Stinkdillsamen, Wanzendillsamen. Englisch: Coriander, Coriander fruit, Coriander seed. Lateinisch: Fructus Coriandri.

Herkunft: Marokko, Russland und gesamtes Osteuropa.

Inhaltsstoffe: Fast ausschließlich aus Monoterpenen bestehendes ätherische Öl, dessen Gehalt je nach Herkunft erheblichen Schwankungen unterliegt, im Durchschnitt jedoch zwischen 0,4 und 1,5 % liegt, wobei Früchte aus kühleren Anbaugebieten (z. B. Norwegen mit 1,4 bis 1,7 % oder Russland mit 0,8 bis 1,5 %) in der Regel einen höheren Gehalt aufweisen als solche aus warmen Regionen (z. B. Marokko 0,2 bis 0,3 %, Indien 0,1 bis 0,2 %). Hauptkomponente mit etwa 60 bis 75 % ist Linalool (früher auch als Coriandrol bezeichnet), weitere wesentliche Bestandteile sind Borneol, p-Cymen, Campher, Geraniol, Limonen und α-Pinen, wobei auch das Vorkommen und das quantitative Verhältnis der weiteren Komponenten je nach Herkunft stark variieren kann. Neben ätherischem Öl enthält die Droge reichlich fettes Öl (13 bis 21 %) mit Petroselin-, Öl- und Linolensäure als wichtigsten Fettsäurekomponenten. Weitere Komponenten sind Phenolcarbonsäuren, in Spuren Cumarine sowie der Triterpenalkohol Coriandrinondiol, der in einer Ausbeute von etwa 0,006 % aus der Droge erhalten wird.

Wirkungen: Die Droge besitzt eine antimikrobielle Wirkung, die gegen verschiedene Bakterien- und Pilzarten nachgewiesen wurde, sowie schwache spasmolytische, blähungstreibende und verdauungsfördernde Eigenschaften.

Anwendungsgebiete: Innerlich bei dyspeptischen Beschwerden und Appetitlosigkeit [Komm. E]. Ferner zur unterstützenden Behandlung von Oberbauchbeschwerden wie Völlegefühl, Blähungen und leichten Magen-Darm-Störungen und krampfartigen Magen-Darm-Störungen.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: Innerlich allein bei Durchfall und ebenfalls allein oder in Mischungen mit anderen Magenmitteln bei Verdauungsbeschwerden mit Blähungen und Magenkrämpfen. In Mittel- und Südamerika auch bei Blasenleiden, Menstruationsbeschwerden, zur Kontrazeption und als Abortivum, in Indien auch bei Husten, Brustschmerzen, Lepra, Fieber und Ruhr. Die Wirksamkeit bei den zuletzt genannten (Amerika, Indien) Anwendungen ist in keiner Weise erwiesen!

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Eine Einzeldosis beträgt 1 g Droge, die mittlere Tagesdosis 3 g. Zur Teebereitung werden zwei Teelöffel Korianderfrüchte zerquetscht und mit ca. 150 ml siedendem Wasser übergossen. Nach 10- bis 15minütigem Ziehen (bedeckt stehen lassen!) gibt man den Aufguss durch ein Teesieb. Der frisch bereitete Teeaufguss wird zwischen den Mahlzeiten warm getrunken.

Sonstige Verwendung: Zum Pulver vermahlen Bestandteil des Curry. In der Küche vielfältig als Gewürz verwendet (die Blätter sind eines meiner Lieblingsgewürze, besonders zu Salat!), in Algerien zum Konservieren von Fleisch, in der Spirituosenindustrie zur Aromatisierung von Aperitifs, Schnäpsen und Likören.


Bilder:

Der unverständlicherweise auch als Stinkdill bezeichnete Koriander erreicht im Durchschnitt eine Höhe von 20 bis 70 cm. Wie auch bei anderen Doldenblütern werden nur die volleren, nicht so stark wie die Stengelblätter geteilten Grundblätter als Küchengewürz verwendet. Die als Droge verwendeten Früchte sind kugelig mit kaum teilbaren Teilfrüchte, so dass sie sehr leicht zu identifizieren sind (s. Abbildung links). Ein besonders typisches Merkmal der Art ist die unterschiede Gestalt der Blüten in der Dolde mit zwei größeren, äußeren Kronblättern, die symmetrisch tief zweispaltig sind (s. Abbildung rechts).


Literatur: Deutsches Arzneibuch 10, Grundlieferung 1991; Europäisches Arzneibuch, 5. Ausgabe, Grundwerk 2005; Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Band 4, Drogen A-D, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 1994; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 173 vom 18.09.1986; M. Wichtl (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 1997.


© Thomas Schöpke