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Weißdornfrüchte - Crataegi fructus [Ph. Eur. 7.0 (01/2008: 1220; korrigiert 6.0)]

Stammpflanzen: Crataegus monogyna JACQ. / Eingriffliger Weißdorn und Crataegus laevigata (POIR.) DC. / Zweigriffliger Weißdorn [Fam. Rosaceae/Rosengewächse]. Synonyme: Crataegus monogyna: Crataegus apilfolia MEDIK. non MICHX., Crataegus. oxyacantha L. ssp. monogyna LEV., Mespilus elegans POIR., M. monogyna ALL., M. monogyna EHRH. Crataegus laevigata: Crataegus oxyacantha L. P. P. et AUCT., Crataegus oxyacantha L. ssp. polygyna LEV., Mespilus oxyacantha (GAERTN.) CRANTZ. Dt. Synonyme: Crataegus monogyna: Einkern-Weißdorn, Weißdorn, Rotdorn für die rotblühende Varietät. Crataegus laevigata: Hag(e)dorn, Mehlbeerbaum, Mehldorn, Stumpf gelappter Weißdorn, Zweikern-Weißdorn. Englisch: Harthorne, Hawthorn, Hedge thorn, May thorn, White thorn.

Botanische Beschreibung der Stammpflanzen: Crataegus monogyna JACQ.: Bis 10 m hoher Strauch oder Baum. Sehr formenreich. Typisch sind die bis 35 mm langen, breit ei- oder rautenförmigen, am Grunde keilförmigen bis fast ganz gestutzten, drei- bis sieben- (neun-) lappigen Blätter, die mindestens bis zur Hälfte eingeschnitten sind; Blüten mit häufig behaartem Blütenstiel und einem Griffel; Frucht rot, fast kugelig, mit einem Steinkern. Crataegus laevigata (POIR.) DC.: Bis 12 m hoher Strauch oder Baum mit 6 bis 15 mm langen Dornen und bis 4 cm langen, spärlich behaarten oder kahlen, rundlich oder verkehrt-eiförmigen Blättern, die vorne drei- bis fünffach gelappt sind (Einschnitte niemals die Hälfte der Blätter überschreitend); Blüten in reichblütigen, aufrechten Doldenrispen, 8 bis 15 mm breit, mit 5 weißen oder rosafarbenen Kronblättern, zahlreichen (< 20) Staubblättern und 2 bis 3 (selten 1) Griffeln; Frucht rot, bis 12 mm lang, an der Spitze von den Resten der Kelchblätter gekrönt, mit 2 bis 3 Steinen.

Verbreitung: C. monogyna auf allen Bodenarten, bevorzugt auf schweren, kalkreichen Lehmböden, in Gebüschen, Laubwäldern, Felsheiden, Hecken und an Zäunen in ganz Europa, östlich bis Sibirien, südöstlich bis zum Kaukasus, ferner im Himalaja, in Syrien und in Nordafrika, C. laevigata vorwiegend auf trockenen Böden in lichten Gebüschen und Laubwäldern in ganz Europa, im Norden bis Mittelskandinavien und Finnland, in Amerika kultiviert.

Droge: Die getrockneten Scheinfrüchte der o. g. Stammpflanzen, deren Mischung oder Hybriden mit einem Mindestgehalt an Procyanidinen von 1,0 % (berechnet als Cyanidinchlorid).

Beschreibung der Droge: Die Früchte von C. monogyna sind eiförmig bis kugelig, rötlichbraun bis dunkelrot gefärbt und 6 bis 10 mm lang und 4 bis 8 mm breit. Die Oberfläche ist grubig oder seltener netzartig. Das obere Fruchtende ist als kleine Scheibe ausgebildet, an deren Rand sich die zurückgeschlagenen Reste der 5 Kelchblätter befinden. Im Zentrum der Scheibe befinden sich Reste des Griffels. Am unteren Fruchtende befindet sich entweder eine kleine, runde Narbe (Stielabbruchstelle) oder es ist noch ein kurzer Stiel vorhanden. Der Achsenbecher ist fleischig und umgibt einen harten, gelblichbraunnen, eiförmigen Stein, welcher einen länglichen, hellbraunen Samen enthält. Die von C. laevigata stammende Droge unterscheidet sich von der zuvor beschriebenen durch eine etwas größere Länge (bis 13 mm) und vor allem dadurch, dass sich in ihrem Inneren 2 bis 3 Steine befinden und auf der Scheibe Reste von zwei Griffeln vorhanden sind.

Geschmack: Schleimig süßlich.

Herkunft: Aus Wildbeständen ost- und südosteuropäischer Länder.

Inhaltsstoffe: Zwischen 0,4 und 2,5 Procyanidine, nach Ph. Eur. 1998 mindestens 1,0 % und ca. 0,05 % Flavonoide. Im Gegensatz zu Blättern und Blüten keine Vitexin-Derivate sondern nur Quercetinderivate. Als weitere Inhaltsstoffe ca. 0,4 % Triterpensäuren [u. a. Ursol- und Crataegolsäure (2-Hydroxyoleanolsäure)].

Anwendungsgebiete, Gegenanzeigen, unerwünschte Wirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: s. Crataegi folium cum flore. Im Gegensatz zur Blatt mit Blütendroge liegen kein Nachweis der Wirksamkeit bei den beanspruchten Indikationsgebieten vor, so dass die Anwendung von Weißdornfrüchten derzeit nicht befürwortet wird.

Dosierung und Art der Anwendung: Praktisch nur in Form standardisierter Fertigpräparate, bei denen es sich häufig um Kombinationen mit Extrakten aus Blättern und Blüten handelt.

Volkstümliche Anwendung: Als Gurgelmittel bei leichten Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie bei unspezifischen, akuten Durchfallerkrankungen.

Sonstige Verwendung: Im Haushalt zur Bereitung von Kompott und Marmelade.


Bilder:

Zur Gewinnung der Droge Crataegi fructus werden die zwei in Mitteleuropa weit verbreiten Arten herangezogen. Der fast ausschließlich auf trockenen Böden vorkommende Zweigrifflige Weißdorn (s. Abbildung links) zeichnet sich häufig durch einen stärker aufrechten Wuchs aus als der an die Böden weniger Ansprüche stellende Eingrifflige Weißdorn (s. Abbildung rechts oben). Bei den Früchten des Weißdorns (s. Abbildung rechts unten) handelt es sich aus botanischer Sicht um Sammelfrüchte, an deren Aufbau Achsengewebe beteiligt ist (s. detaillierte Erklärung).


Literatur: Europäisches Arzneibuch, Nachtrag 1998 und 5. Ausgabe, Grundwerk 2005; Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Band 4, Drogen A-D, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 1993; M. Wichtl (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 1997; G. Rohr, B. Meier, Crataegus - Pharmazeutische Qualität und Wirksamkeit, Deutsche Apotheker Ztg. 137: 3740 (1997); Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 133 vom 19.07.1994; K. Hiller, M. F. Melzig, Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band A bis K, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelber-Berlin 1999.


© Thomas Schöpke